Vor zwei Tagen habe ich mir GTA 5 für den PC gekauft. Videospiele sind eins meiner liebsten Hobbies, aber in den letzten Monaten ist dieses Hobby etwas abgeflacht. Diese besonderen Magic Moments, die jeder Spieler kennt, habe ich schon lange nicht mehr erlebt und begann langsam zu glauben, ich würde zu alt dafür werden. Epische Welten, die einen komplett einsaugen und stundenlang festhalten, Charaktere so gut dargestellt, dass man sich selbst vergisst, das wollte ich mal wieder sehen. Ein Grund, weshalb mir das etwas schwerer fällt als früher ist, dass ich die Spiele jetzt auch aus Programmierersicht betrachte, die Fassade unwillentlich durchschaue und so die Immersion breche.
Doch da kam der Retter in Not. Das Meisterstück GTA 5. Riesengroß, spaßig, sarkastisch, witzig, fast zur Perfektion geschliffen. Sowohl der Spieler als auch der Programmierer in mir sind regelmäßig erstaunt. Die Fassade ist bei einer so lebendigen und vollgestopften Spielwelt schwer zu durchschauen. Die Charaktere folgen erst einem Klischee und brechen dieses dann gnadenlos, sie sind vielschichtig und lebendig. Die Geschichte ist spannend, abwechslungsreich. Die ganze ironische Welt von GTA 5 ist aus einem Guss.
Nach dem rekordverdächtigen Download von ca. 60GB tauchte ich also ab. Ein spielbarer Prolog erklärte die Grundlagen und eröffnete die Story mit einem Rückblick. Danach folgte ein Intro mit verschiedenen Kameraeinstellungen von der Stadt Los Santos und einem grandiosen Soundtrack. Eröffnet wird das Spiel mit Michael, einem Mitt-Vierziger, welcher von außen gesehen ein idyllisches Leben in seiner Villa als Frührentner im Zeugenschutzprogramm führt. Doch der Schein trügt, er fühlt sich leer, hat ein schlechtes Verhältnis zu seiner Frau und seinen zwei Kindern. Letztendlich bringt seine Midlife Crisis ihn an einen Punkt, wo er seinem alten Ich nachgibt und wieder kriminell wird, denn nur so fühlt er sich lebendig. Müsste ich einen Lieblingscharakter wählen, wäre es Michael. Die zwei anderen, Franklin, ein Gangster, der das eigentlich gar nicht mehr sein will, und Trevor, ein unberechnbarer Psychopath, stehen jedoch nicht in seinem Schatten.
Grandioser Intro Sountrack
Diese ganzen Sachen wie Story und Gameplay werden von jedem Testmagazin zerlegt und ich könnte auch darüber schreiben, aber ich möchte lieber noch über die vielen Kleinigkeiten, die vor allem den Programmierer in mir begeistern, schreiben – abseits davon, wie sie es geschafft haben, das Spiel auf 60 Frames pro Sekunde zu kriegen. Eher meine ich, die vielen kleinen Dinge, an die sie gedacht haben, die einem normalen Spieler vielleicht nicht auffallen. Wenn man schon mal ein Spiel programmiert hat, weiß man jedoch, dass diese Sachen nicht von alleine ins Spiel kommen. Sie müssen kreiert, implementiert und abgestimmt werden. Hauptsächlich erstaunt mich die schiere Masse an Dingen, die in dem Spiel implementiert sind.
Der Detailgrad der Autos fasziniert mich. Klar, es gibt viele unterschiedliche Fahrzeuge mit verschiedenen Fahreigenschaften und so weiter. Aber man kann sogar mit der Flamme aus dem Auspuff eine Benzinspur entflammen. Wenn man sein Auto parkt, hört man vom Motor metallisches Knistern und Knacken von der Hitze. Das muss irgendwer als wichtig erachtet und aufgenommen haben! Ältere Autos brauchen manchmal bis sie anspringen. Charaktere wippen zur Musik, wenn sie ihnen gefällt. Zur PC Version wurden alle Fahrzeuge mit einer Innenansicht für die Egoperspektive ausgestattet, alle mit unterschiedlichen, funktionierenden Tachoanzeigen. Was für eine unglaubliche Modellierarbeit!
Die Dialoge beim Fahren während der Mission machen mich sprachlos. Nicht nur, dass sie witzig, unterhaltsam und gut vertont sind, nein, vielmehr meine ich die Einbindung in das Drumherum. Erst einmal sind die Gespräche immer ziemlich gut an die Länge der Fahrt angepasst und werden selten unangenehm abgeschnitten. Kracht man in ein anderes Auto beschweren sich die Mitfahrer und reden danach vom Beginn ihres unterbrochenen Gedanken weiter. Es mussten also sehr, sehr viele sinnvolle Breakpoints in die Audiospur gelegt worden sein.
Die Tastenbelegung erstaunt mich ebenfalls. Ich spiele mit dem Xbox Controller, der vielleicht 15 Knöpfe hat, was für die Unmenge an Aktionen in GTA 5 ein echtes Problem bereitet. Aber es funktioniert. Man merkt richtig, dass diese Tastenbelegung ausgiebig getestet wurde, da diese fast immer intuitiv und leicht von der Hand geht.
Das Beste an Videospielen ist für mich die Interaktion und die Möglichkeit, seine eigene Geschichte zu erleben. Viele Spiele leiten einen auf einem vorgegebenen Pfad durch das Spiel und lassen nur wenig Entscheidungsfreiheit. Man fühlt sich dann nicht wirklich toll, wenn man eine coole Entdeckung macht, da man ja direkt dort hingeleitet wurde. Dieses schlauchige, geskriptete Gefühl hat man bei GTA 5 überhaupt nicht und das ist sehr schwer umzusetzen, denn wenn der Spieler in alle Richtungen gehen kann, muss man in allen Richtungen etwas Spannendes parat halten. Das haben sie geschafft, die Welt ist lebendig und man fühlt sich supertoll, wenn man etwas Geheimes entdeckt. Für mich übertrumpft das nur noch die Dark Souls Reihe, in der man schnell mal an kompletten Gebieten inklusive episch inszenierten Bosskämpfen vorbeirennt und sich umso besser fühlt, wenn man diese entdeckt.
Ich könnte ewig so weiter machen, aber mir geht die Zeit aus, also fasse ich mal zusammen: Wenn ihr gerne spielt, könnt ihr mit GTA 5 nichts falsch machen. Vielleicht findet ihr es nicht ganz so brillant wie ich, aber das kann kein Spieler schlecht finden. Es gibt einfach für jeden etwas. Ursprünglich wollte ich versuchen zu erklären, warum Videospiele mich faszinieren, aber das dann ein anderes Mal. Also, geht spielen, aber nicht zu lange 😉
*geht arbeiten, weil er schon 2 Tage GTA gesuchtet hat und alles andere ignoriert hat*