[Erasmus] Tag 10 – Die Nazis waren okay

Tag 10

Добър ден! – Guten Tag!

Gutes Wetter heute
Gutes Wetter heute

Heute ‚Web Server Technologies‘ und ‚Introduction to Bulgarian‘. Ich werde öfter gefragt, wieso ich bitte Bulgarisch nehmen würde, auch von Leuten die gerade auf dem Weg in ‚Introduction to World Religions‘ sind. Merkste selbst. Tatsächlich kann man aus beruflicher Sicht mit Bulgarisch nicht so viel anfangen, außer schneller Russisch lernen. Ich nehme es auch hauptsächlich wegen dem Alphabet, das sieht so gefährlich und cool aus und ich will das lesen können! 

Der Web Server Kurs dreht sich zur Hälfte um PHP und Node, was cool ist. Die andere Hälfte lernen wir ASP.NET, was nicht so cool ist. Nichtsdestotrotz werden das meine zwei coolen Kurse dieses Semester. Beide sehr gute Professoren und interessante Inhalte.

Es hat geregnet und jetzt mieft die ganze Stadt, unangenehm nach … ekligen Sachen. Ich entdecke einen Kaffeeladen, der ziemlich modern aussieht und den ich noch nicht getestet habe. Ich bestelle einen normalen Kaffee. „You mean, like an Esspresso?“. Nein, meine ich nicht. Cappuchino dann eben. Aber wow, dieser Cappucino ist super. Endlich guter Kaffee! Naja, Esspresso mit Milchschaum, aber okay. Ich schlürfe mich glücklich, bis ich wieder in meinem Zimmer angekommen bin.

Das Polca, mein neuer Lieblingsladen. Cappucino und Sandwiches
Das Polca, mein neuer Lieblingsladen. Cappucino und Sandwiches

Nach einiger Schreiberei am Projekt, treffe ich mich mal wieder mit Bruno, Niko, Niall, Alex und deren Mitbewohner Amarildo aus Albanien. Er erzählt, dass am Abend im Underground ein Beerpong Turnier stattfindet. Alex ist allein schon neugierig, nach was für Regeln die wohl spielen. 9 Uhr vor dem Underground, Stück Pizza gekauft, rein in den Club, Tuborg in der Hand. Turnierstart lässt nicht lange auf sich warten, Alex stöhnt, alles wird falsch gespielt. Die haben nicht einmal einen langen Tisch pro Spiel, sondern zwei kleine. Ich finde es trotzdem witzig zuzusehen. Niall spielt als einziger von uns mit und fliegt in der ersten Runde raus. Etwas später kommt plötzlich ein Biker-Typ in Lederjacke an unseren Tisch und beginnt ein Gespräch mit Bruno. Alex, dem schon etwas langweilig war, amüsiert sich prächtig über das Gespräch. Der anfangs nett scheinende Typ erklärt Bruno, warum die ‚gipsies‘, Zigeuner, Bulgarien zugrunde richten. Das sind wir inzwischen eigentlich schon gewöhnt, die lokalen Bulgarier haben irgendwie alle diese Ansicht. Die Zigeuner sind nämlich alle stinkfaul und würden nicht arbeiten. Natürlich gibt ihnen auch keiner Arbeit. Weiter geht es damit, was für ein großer Filmfan er doch sei. Quentin Tarantino kennt er jedoch nicht. Auf die Spitze treibt er es mit dem Satz, dass die Nazis ja gar nicht so schlimm waren, die Zigeuner waren schließlich auch in Deutschland ein Problem. Warum wäre Bruno denn so sehr gegen Nazis? Politikwissenschaftler Bruno versucht tatsächlich erst noch zu erklären, gibt aber schnell auf. 

Der Eingang

Jpeg

Das Turnier dauert viel zu lange, also gehen Bruno und ich um halb 1, während dem Viertelfinale. Meine Mitbewohner schlafen beide tatsächlich schon.