[Erasmus] Die 9 besten Dinge in meinem Auslandssemester

Sollte ich ein Erasmussemester wagen? Und das auch noch in Osteuropa? Ich war da und fand’s ziemlich gut. Hier sind die neun besten Dinge aus meinem Auslandssemester in Bulgarien.

 

1 Reisen, Reisen, Reisen

So viel wie in den letzten vier Monaten bin ich noch nie herumgereist. Das ist einerseits natürlich auch einem der anderen Punkte auf dieser Liste geschuldet, Reisen ist hier zu billig, um es nicht zu machen. Ich habe fast alle großen Städte in Bulgarien gesehen. Wir waren in Griechenland am Strand. Wir haben einen Unitrip nach Istanbul gemacht. Ich war Fahrer in einem spontanen Roadtrip zum Schwarzen Meer. All diese Trips waren total cool. Istanbul toppt zwar alles, was ich in Bulgarien gesehen habe, die bulgarischen Tourismusziele erreicht man jedoch mit dem Bus fast für umsonst. Und wer die Augen offen hält, findet überall etwas Sehenswertes.

2 Einfache Kurse

Es liegt teils an meiner Kurswahl, in der einige einfache Kurse für Freshmen enthalten waren. Andererseits liegt es an der Art, wie eine amerikanische Liberal Arts Uni funktioniert. An meiner Uni ist es nicht ungewöhnlich, keine der Vorlesungen zu besuchen und erst 2-3 Wochen vor den Prüfungen in Panik zu verfallen und mit dem Lernen anzufangen. An der AUBG (American University in Bulgaria) herrscht erst einmal Anwesenheitspflicht. So ist Leuten, die mit der Verantwortung überfordert sind, sich ohne  Anwesehenheitspflicht selbst zum Aufstehen und zum zur Uni gehen zu zwingen, sehr geholfen. Dazu kommt, dass die Note sich aus vielen Dingen zusammensetzt und die letzte Prüfung am Ende höchstens 30% zählt, anstatt 100%. Natürlich kann ich hier nur für mich sprechen, aber als durchschnittlicher Informatikstudent kann man an einer Liberal Arts Uni wahrscheinlich damit rechnen, den eigenen Schnitt zu heben!

3 Neue Leute kennenlernen

Noch nie habe ich so schnell und einfach so viele Leute kennengelernt. Ich bin immer noch erstaunt darüber. Wenn keiner irgendwen kennt, geht sowas deutlich entspannter und einfacher von der Hand. Außerdem habe ich mein Zimmer mit zwei Anderen geteilt. Das ist nicht immer toll, allerdings ist man so schnell im Unileben integriert. Ich habe eine Menge Leute aus verschiedensten Ländern kennengelernt und die meisten waren sogar ziemlich nett! Wer hätte das gedacht?! Eigentlich soll man hier dann auch lernen, Vorurteile abzubauen und solche Dinge, ich habe aber durchweg festgestellt, dass Klischees stimmen. Die Iren trinken und werden von allen gemocht, die Amis sind eingebildet, die Spanier sind immer zu spät, die Deutschen immer pünktlich und spießig. Naja, ich habe auch gelernt, dass das alles egal ist, und man sich trotzdem gut verstehen kann. Ich habe also trotz meiner introvertierten Art eine Menge Leute kennengelernt und eventuell besuche ich irgendwann einmal ein paar in ihren Heimatländern.

4 Perspektivenwechsel

Damit meine ich vor allem einen Blick von außen auf mein Leben in Deutschland. Als ich mich für Bulgarien entschieden habe, hörte ich oft Sprüche wie: „Wieso denn dahin?? Da gibt es doch nichts!“. Gewählt habe ich es, weil ich noch nichts über Osteuropa wusste und mich selbst herausfordern wollte. Im schlimmsten Fall wird es eine Art Anti-Urlaub, dachte ich. Bei der Rückkehr werde ich viel mehr schätzen, was ich in Deutschland als selbstverständlich hinnehme. Und wenn es nun auch kein Anti-Urlaub war, viele dieser Dinge kann ich nun sehen. Mein eigenes Zimmer, verdammt gutes Essen, saubere Umgebung, pünktliche Verkehrsmittel. Ja, die Bahn ist eigentlich ziemlich pünktlich, hört auf euch aufzuregen. Ich sehe nun auch viel besser, was die deutsche Mentalität ausmacht und kann diese in Frage stellen. Wir jammern gerne, schätzen Ordnung und gehen relativ gerne zur Arbeit. Die Bulgaren sind da anders, wer gerne zur Arbeit geht, ist verrückt.

5 Fremdsprachen lernen

Ein Punkt, wie er wohl in jeder Liste dieser Art steht. Und das auch zurecht. Ich konnte zwar schon gut Englisch, jetzt fallen mir die Wörter aber noch schneller ein. Neben Englisch habe ich noch einen Bulgarischkurs gemacht. Zwar kann ich nicht viel mehr als Name und Alter austauschen. Ich kann dadurch jetzt aber Kyrillisch lesen und das zu können war ziemlich nützlich und ist hier cool zum Angeben.

6 Bulgarien ist billig

Bulgarien kostet bei allem ungefähr die Hälfte im Vergleich zu Deutschland. Klar gibt es noch einige Extrembeispiele wie Bier und Kinoeintritt. 2 Liter, 1€. Taxi durch die Stadt, 1€. 2D Film, 2,5€. 5 Stunden mit dem Bus durchs Land fahren, 6€. Leute, die währenddessen im Auslandssemester in Oslo waren und 4€ für ein Bierchen blechen mussten, wollten mit uns tauschen.

7 Meine amerikanische Uni

Zwar hat die Uni nicht alles richtig gemacht, einige Sachen fand ich jedoch super. Ganz vorne die Fülle von Workshops und spannenden Vorträgen abends. Es gab Besuche aus Firmen in der Nähe, Workshops um Android Programmierung zu lernen, Javascript, fortgeschrittenes HTML oder Swift, Fieldtrips zu den Firmen, Filmeabende und so weiter. Einmal bin ich über eine Aktion gestolpert, bei der es einfach grundlos gratis Eiscreme gab. Top!

8 Sich selbst finden

Sich selbst finden, das klingt jetzt vielleicht käsig. Was ich damit meine ist, dass ich mehr darüber gelernt habe, was mir wichtig ist und was ich nur aus Gewohnheit mache. Außerdem steigt das Selbstbewusstein und die Gelassenheit, wenn man mal alleine durch ein fremdes Land gereist ist. Ich fühle mich jetzt schon komisch, darüber zu schreiben. Ein Erasmussemester prägt einen. Ihr wisst schon. 

9 Neue Kulturen erleben

Fährt man in den Urlaub, lebt man meist in einer merkwürdigen Tourismusblase. Vom echten Leben in dieser Gegend bekommt man wenig mit. Manchmal will man das auch nicht. Nach vier Monaten kenne ich die bulgarische Kultur nun aber ziemlich gut. Und sie ist so anders als die deutsche. Ich habe dort tatsächlich gelebt, mich angepasst. Am Ende haben wir fast nur noch bulgarische Spezialitäten gegessen, da sie diese einfach am besten machen. Pizza können sie nicht. Keiner hat sich mehr über die halb auseinanderfallenden Autos gewundert. Oder die bulgarische Gemütlichkeit. Eine komische Kleinigkeit, an die ich mich angepasst habe, ist das Gehen auf dem Bürgersteig. Aus irgendeinem Grund laufen die Leute hier wie der britische Verkehr auf der linken Seite. Ich wollte aber automatisch immer rechts vorbei. Da führte anfangs zu einigen Zusammenstößen. Zusammenfassend ist es einfach super cool, verschiedene Kulturen zu kennen und zu vergleichen, wie sie ticken. Ich freue mich schon auf die nächste.

pfeildings

Natürlich war nicht alles super. Deswegen beim nächsten Mal hier zu lesen: Die schlimmsten Dinge an meinem Auslandssemester in Bulgarien.